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Wenzel, Leopold Wenzel, 1885-1972

Leben und Wirken des Erkrather Malers Leopold Wenzel waren Thema eines Vortrags, den Horst Osmann vor interessiertem Publikum beim Stammtisch des Bergischen Geschichtsvereins Erkrath (BGV) hielt. Wenn nicht gerade Corona ist, ist an jedem ersten Freitag im Monat Stammtisch des Bergischen Geschichtsvereins. Am vergangenen Freitag war es wieder soweit. Corona bedingt erst zum zweiten Mal in diesem Jahr. Rund 35 Gäste hatten sich eingefunden. Es scheint, als wenn Mitglieder und Besucher unter ‘Geschichtsentzug’ gelitten hatten. In fröhlich gelöster Stimmung lauschten die interessierten Besucher einem Vortrag von Horst Osmann. Der hatte im Vorfeld gemeinsam mit Roland Koschmieder zu Leopold Wenzel recherchiert. Osmann besitzt selbst das eine oder andere Bild des Malers und ist damit in Erkrath in bester Gesellschaft. Rund 70 Bilder konnte Osmann in Privatbesitz von Erkrather Familien ausfindig machen. 15 weitere hat er außerhalb von Erkrath entdeckt. Doch diese Zahl dürfte nur einen Bruchteil des Gesamtwerks des Malers, der in seinen Landschaftsmotiven eine Vorliebe für Kühe hatte, ausmachen. Horst Osmann hat seinen Vortrag mit zahlreichen Fotos von Wenzels Gemälden aufgelockert und einen ‘Original-Wenzel’ hatte er auch dabei. Besondere Sicherheitsvorkehrungen waren nicht nötig. “Das Bild hat einen Zeitwert von geschätzt 100 Euro”, verriet er schmunzelnd. Über den Maler Leopold Wenzel Joseph Robert Leopold Wenzel, wie der Kunstmaler mit vollem Namen hieß, erblickte am 25. April 1885 als Kind von Commis Friedrich Ewald Wenzel und Haushälterin Anna Maria gen. Jenny W. geb. Schneider in Elberfeld das Licht der Welt. Aufgewachsen ist er in Barmen. Bereits mit 14 Jahren begann er seine künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Barmen. 1902 begann er Studium an der Kunsthochschule Karlsruhe, wo er sich vor allem mit Aktzeichnen beschäftigt. 1905 bis 1914 folgten Auslandsstudien. Zuerst in Brüssel. Dort absolvierte er eine Weiterbildung in Aktzeichnen und erhält für eine seiner Arbeiten den zweiten Preis der Akademie. In dieser Zeit heiratet er die aus Brügge stammende Irma Callens. Von Brüssel führten ihn seine Studien nach Paris, wo er das Kopieren alter Meister im Louvre perfektioniert hat. Für den ‘Broterwerb’ fertigte er gleichzeitig Miniaturen. Auch nach Madrid führten ihn seine Studien. Inzwischen konnte er von seinen Arbeiten leben. Bei Kriegsbeginn 1914 kehrte er nach Barmen zurück. Im April 1915 wurde er als Landsturm-Rekrut einberufen. Seine Einberufung führte ihn zum 3. Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillon nach Saarlouis. Kriegsdienst leistete er bis 1918 im Ausbildungsbataillon Saarburg, im Train-Ersatzbataillon und nach einer Zusatzausbildung zum Pferde-Pfleger schließlich im Pferde-Lazarett Saarbrücken. Dann nahm er seine künstlerische Laufbahn wieder auf und widmete sich der Porträtmalerei. Er porträtierte Männer der bergischen Wirtschaft, Wissenschaftler, Frauen und Kinder und war sehr gefragt. Die Porträts entstehen als große Ölgemälde, aber auch als Miniaturen auf Elfenbeinplättchen. Skizzen fertigte er in freier Natur. Sie dienten als Vorlage für die später im Atelier gemalten Ölgemälde, Aquarelle oder Gouachen. Zunächst Arbeit als gefragter Porträtmaler für Männer der bergischen Wirtschaft, Wissenschaftler, Frauen und Kinder. Die Bildnisse entste­hen entweder als große Ölgemälde oder als Miniaturen auf Elfen­beinplättchen. Nach den in freier Natur angefertigten Skizzen entstehen im Atelier Ölgemälde oder Gouachen, eine deckende Malerei mit Wasserfarben mit Bindemitteln und Deckweiß,. Der dicke Farbauftrag erzielt nach dem Trocknen eine Pastell ähnliche Wirkung. In den 1930er-Jahren wendet er sich der Landschaftsmalerei zu. Auf zahlreichen Eisenbahnfahrten erkundet er den Niederrhein, dem damals sein besonderes Interesse galt. Die Kunstakademie Düsseldorf hätte ihn gerne als Dozenten gewonnen, doch er schlug das Angebot aus. 1936 entsteht zum 70. Geburtstag des Geheimrat Erythropel, damals Leiter des Düsseldorfer Hindenburg-Gymnasiums, ein Auftragsporträt. Auf seinen zahlreichen Eisenbahnfahrten entdeckte Wenzel auch Erkrath, dass ihm offensichtlich so gut gefiel, dass die Wenzels 1939 auf die Morper Allee 12 zogen. Damals wuchs die Nachfrage nach seinen Landschaftsmotiven und die ersten ‘Erkrath-Bilder’ entstanden. Auch in den 1950er-Jahren unternahm er zahlreiche Eisenbahnfahrten an den Niederrhein und in die Eifel, immer auf der Suche nach neuen Motiven. 1954 vollendete er ein Erkrath-Gemälde, das die Gemeinde für den Sitzungssaal im Rathaus in Auftrag gegeben hatte. Leopold Wenzel stellte 1955 im Düsseldorfer Kunsthaus Pfeiffer aus Anlass seines siebzigsten Geburtstages aus. Die Galerie war sein Stammhaus, sie lag in der Nähe des Hauptbahnhofs. Nach längerer Krankheit verstarb Irma Wenzel 1959. Im Alter von mittlerweile 84 unternahm Wenzel 1969 eine achtwöchige Reise nach Mexiko, um einen seiner Neffen zu besuchen, der dort als deut­scher Konsul lebte. Die Verarbeitung der vielfältigen Eindrücke erfolgte in Gemälden und einem Reisebericht. Im August 1972 verstarb Wenzel in Erkrath. Anlässlich seines 100. Geburtstages gab es 1985 zu seinen Ehren eine Gedächtnisausstellung in der Stadthalle. “Es ist bekannt, dass Wenzel in Nachkriegsjahren viele Bilder für Landwirte malte und sich in Naturalien bezahlen ließ”, hat Horst Osmann recherchiert. Anhand seines bebilderten Vortrags konnten sich die Stammtischbesucher einen Eindruck der Landschaftsmalerei von Wenzel verschaffen. Darin kam auch die Vorliebe des Malers für Kühe zum Vorschein. Wenzel-Ausstellung zum 50. Todestag Anlässlich des 50. Todestages im kommenden Jahr möchte der Geschichtsverein eine Ausstellung mit möglichst vielen von Wenzel Bildern organisieren. Horst Osmann hat viele Besitzer recherchiert, freut sich aber über jeden weiteren, der sein Bild als Leihgabe für die geplante Ausstellung zur Verfügung stellt. Auf Wunsch wird den Bilder ein Schild mit Hinweis auf den Besitzer (Leihgabe von …) beigefügt. Erreichbar ist Horst Osmann per Email: Horst-Osmann@gmx.de.

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